Besuch bei den Recken
Busfahrt zum Bundesliga-Handballspiel
Von Annette Hensel
Zum ersten Mal ein Handballbundesligaspiel in einer großen Halle zu besuchen, das ist ein Erlebnis – auch für Leoni (8), Rola (10) oder Talib (11) aus Hessisch Oldendorf. Sie gehören zu den Glückspilzen, die über „Augen auf! Initiative für Kinder“ eine Freikarte für das Spiel TSV Hannover-Burgdorf (die Recken) gegen den TV Hüttenberg erhalten haben. 35 Freikarten haben die Recken, die sich für Kinder und Jugendliche engagieren, an „Augen auf!“ verschenkt. Die Initiative hat sie im Hessisch Oldendorfer Stadtgebiet verteilt, die Fahrt zum Spiel organisiert, die Busfahrt mit Snacks und Getränken spendiert und Teamer als Betreuer gestellt.
Auf der Busfahrt betonen alle, wie sehr sie sich auf das bevorstehende Spiel freuen, manche, wie Leoni, sind auch ein wenig aufgeregt.
Als die Gruppe die mit 3673 Besuchern besetzte Swiss-Life-Hall betritt, sind einige im ersten Moment sprachlos. Musik, Trommelrhythmen, Leuchtreklame, dazu die klatschenden, anfangs stehenden Zuschauer – was für eine Atmosphäre! Smartphones werden gezückt, Spielzüge und Hallennebenschauplätze in Bild oder Video festgehalten. Im Minutentakt fallen Tore, bei Treffern für die Recken ertönt Musik. Mahdi (13) und sein Bruder Mohammad (10) verfolgen das Spiel hochkonzentriert, mitunter mit vor Spannung leicht geöffnetem Mund. Auch Tino (11) lässt das Spiel nicht aus den Augen und kommentiert beim Stand von 5:5: „Für den 16. Tabellenplatz sind die Hüttenberger aber echt gut.“ Als habe er damit die Recken angespornt, werfen sie danach ein Tor nach dem anderen zum 11:5. Auch diejenigen, die nicht viel vom Handball verstehen, können sich dem Trefferfeuerwerk nicht entziehen und stimmen in den Torjubel mit ein. Zum absoluten Liebling entwickelt sich „der Blitz“, Casper Mortensen, der insgesamt 13 Mal trifft und aktuell der beste Torschütze in der Handball-Bundesliga ist. Vereint mit den Hannoveraner Fans klatschen Emma (9) und Leoni antreibend mit, als es in den letzten 57 Sekunden vor der Halbzeit um den Ausbau der Führung geht.
In der zweiten Halbzeit jubelt Tino laut: „Ja!“, während der Blitz den Ball zum 20:15 und 22:15 im Netz versenkt. Als die Recken nach 45 Minuten beim 27:17 mit zehn Toren führen, ertönte der Triumphmarsch, auch das Maskottchen läuft über den Platz. Leonie, Emma und Mia recken die Arme in die Höhe und strahlen, während Talib, Mahdi und Mohammad, zusammengerollte Zeitungen gegen die Hand schlagend, in den Jubel mit einfallen. Rolas Cousin nimmt per Smartphone Kontakt zu seiner Schwester auf und lässt sie im Irak an der fantastischen Stimmung teilhaben. Am Ende hüpft Roeid (9) unruhig auf seinem Platz hin und her, die Spannung ist spürbar, bis der Abpfiff den 32:25 Sieg der Recken sicherstellt, die damit Tabellenvierter bleiben. Danach darf die Gruppe in den Innenraum, posiert mit dem TSV-Maskottchen und versucht Autogramme von den Spielern zu bekommen.
Auf der Rückfahrt schwärmt Mahdi: „Das war spannend, wir haben tolle Treffer gesehen. Mit unseren gerollten Zeitungen wollten wir auch ein wenig Stimmung machen.“ „Ich habe mich richtig auf das Spiel gefreut und fand's cool“, meint Simon (9). Jonathan (9) gefielen besonders die Lautsprecherdurchsagen gut. „Ich habe mir nicht vorgestellt, dass es bei so einem Spiel so laut zugehen könnte“, gesteht Mohammad. Mia (10), die selbst seit drei Jahren Handball im Verein spielt, fand das Spiel nicht so ganz fair. „Die haben ja richtig gekämpft, bei uns hätte man da Rot gesehen. Aber insgesamt war es sehr spannend.“ Emma, die wie Mia ein Autogramm vom Recken Morten Olsen ergattert hat, muss nicht lange überlegen, wie ihr der Ausflug gefallen hat: „Das war ganz toll. Super, dass die „Augen auf!“-Teamer mit uns die Fahrt unternommen und die Recken uns die Karten geschenkt haben.“
Finn (17), der mit Maxim (17), Ole (21), Dianna (15) und Lisa (14) die Gruppe als Teamer begleitet hat, erklärt: „Wir von „Augen auf!“ haben in den letzten Wochen auf drei Veranstaltungen das Catering übernommen und ein Radio-Interview gegeben, das sind 'ne Menge Termine – und jetzt noch das Spiel. Aber das war eine gute Sache und hat richtig Spaß gemacht.“