Kleiner Kirchenführer
St. Marien in Hessisch Oldendorf
Wenn Sie Lust haben, einen kurzen Einblick in die Baugeschichte unserer Kirche zu bekommen und dazu vielleicht zehn Minuten Zeit haben, dann lesen Sie dieses Faltblatt in der Mitte einer der hinteren Kirchenbänke.
Sollte dann Ihr Interesse geweckt sein und Sie noch einige Minuten erübrigen können, dann ist es lohnenswert, die Details genauer zu betrachten.
Baugeschichte
Es gibt keine Hinweise auf eine ältere Vorgängerkirche, aber vermutlich ist das Gewölbe erneuert worden.
Wenn Sie sich umdrehen, dann sehen Sie rechts von der Decke ein breites Gurtband flach an der Wand laufen, während auf der linken Seite ein schmales Band auf der Konsole endet. Das breite Gurtband ist älter als das schmale. Die Säulen am älteren Gurtband neigen sich schräg nach außen, die auf der anderen Seite sind gerade. Rechts neben der Orgel ist oben zwischen den Säulen der Rest eines älteren Gewölbes zu sehen. Verbindet man diese Details, dann lässt sich folgende Baugeschichte vermuten: Nachdem die Kirche um 1250 gebaut worden war, neigten sich die Pfeiler auf dem weichen Untergrund. Das Gewölbe wurde baufällig und musste erneuert werden. Dabei blieben die nur wenig geneigten Säulen und das breite Gurtband erhalten.
Die Weite des Kirchenraumes sollte sichtbar zum Ausdruck bringen, dass neben der Gemeinde die ganze Welt und auch der Himmel(mehrere Heiligenaltäre) schützend umfasst wurden. Blickt man vom Altar aus zum Turmeingang, dann täuschen die Gewölbebogen einen langen Tunnel vor.
Chronologie
1230 | Gründung Oldendorf |
1250 | Bau des Turmes und der Kirche |
1340 | Umbaubeginn |
1354 | Fertigstellung des Südschiffes |
1373 | Herzog Torquattus Magnus von Braunschweig fällt |
1377 | Fertigstellung des Mittelschiffes |
1552 | Eberhard Poppelbaum kommt nach Hessisch Oldendorf und wird hier erster lutherischer Prediger |
1576 | Kanzel wird in die Mitte gerückt (1. Südpfeiler) |
1590 | Bronzetaufbecken am Turmeingang, Empore mit Orgel im Nordschiff, Abendmahlsbild (heute links vom Altar), Bänke um die Kanzel herum angeordnet |
1759 | franz. Truppen zerstören Innenraum |
1805 | Erhöhung des Bodens |
1815 | Erhöhung des Altarraumes |
1886 | Kompletter Innenraumumbau durch die Stadt und Bürgermeister Haase, Taufbecken gegenüber der Kanzel, Empore und Orgel am Turmeingang, Bänke zum Altar ausgerichtet. |
1965 | Renovierung: Fußboden vertieft, Altar neu gestaltet, Empore entfernt, neue Orgel, Kirchenbänke durchgehend, Taufbecken ins Südschiff, neue Kanzel |
1985 | Altar-Bronzeplastik und Wandreliefs von Siegfried Zimmermann |
1965 wurde dann der Fußboden wieder auf die ursprüngliche Höhe vertieft, die Empore abgerissen und der Altarraum mit einem neuen Altar und dem bunten Fenster völlig umgestaltet. Erst 1985 kamen die Bronzeplastiken auf und hinter dem Altar dazu.
Das Taufbecken
Das Taufbecken stammt aus dem Jahr 1590 und gehört kunstgeschichtlich zur Weserrenaissance. Pro Zentner mussten damals 18 Taler gezahlt werden, so dass das Taufbecken 162 Taler kostete. Jeder Oldendorfer Bürger, der das Baurecht besaß, stiftete dafür einen Taler. Mante Pelking in Hildesheim stellte es her.
Das Taufbecken wurde zunächst am Turmeingang, später weiter nach vorne und dann an seinen heutigen Platz gestellt.
Auf Becken und Deckel sind verschiedenen Szenen abgebildet, die alle mit der Taufe in Zusammenhang gebracht werden, auch wenn nicht in jeder eine Taufe zu sehen ist. In jedem dieser Bilder wird auf die entsprechende Bibelstelle verwiesen.